Sind wir wirklich alle gute Menschen?
Ich dachte es immer. Ich glaubte daran, dass wir alle Kinder Gottes sind welchen Gott auch immer wir verehren und dass wir aus demselben Holz geschnitzt sind. Ich glaubte, dass Bosheit, Grausamkeit und Egoismus nichts weiter als das Resultat schlechter Erfahrungen und eigenen Leids sind. Dass der Mensch von Natur aus gutmütig und rein ist.
Kein Neugeborenes kommt mit krimineller Energie auf die Welt. Aber inwiefern stimmt das wirklich?
Eine Frage, die mich umso mehr beschäftigt, je älter ich werde. Denn mit der Zeit beginnt man, das Leben ungeschönt zu sehen. Man erkennt die Welt nicht mehr durch die Linse der Unschuld, sondern so, wie sie wirklich ist. Menschen lügen. Menschen betrügen. Menschen begehen Grausamkeiten oft mit vollem Bewusstsein. Und manchmal tun sie es sogar mit Genugtuung. Oder doch nicht?
Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem es mir leichtfällt, Grenzen zu setzen und über vieles hinwegzusehen. Und doch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich an dieser Welt zweifle. An den Menschen. An mir selbst. Auch ich tue Dinge, die ich als falsch empfinde. Ich erzähle mir selbst Lügen, beschönige meine eigenen Fehler. Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte und doch tue ich es.
Und das bringt mich zu der eigentlichen Frage: Was ist der Mensch wirklich?
In uns allen steckt Licht und Dunkelheit. Wir können Helden sein, die Gutes für die Welt tun oder es zumindest wollen. Und zugleich können wir skrupellose Wesen sein, deren Gedanken nur um Manipulation, Ausbeutung und Eigennutz kreisen. Falls ihr jetzt denkt, dass diese Sichtweise zu extrem ist, täuscht ihr euch. Denn wir alle tragen beides in uns. Ohne Ausnahme. Jeder von uns hat schon gelogen. Hintergangen. Etwas Schlechtes gewünscht. Über andere geurteilt. Sei es im Privaten, im Beruf oder in der Anonymität des Internets.
Doch am Ende läuft es immer auf eine einzige Entscheidung hinaus: Welche Seite in uns nähren wir? Das Gute oder das Schlechte? Das Licht oder die Dunkelheit? Unser gesamtes Leben von der Geburt bis zum Tod besteht aus dieser einen Wahl, die wir jeden einzelnen Tag treffen müssen:
Will ich heute der Gute sein oder der Böse?